Mannheimer Innenstadt

Wie Städte die Welt bewegen

Nach dem gemeinsamen Essen und nachdem ein hartnäckiges Problem wegen der Verbindung zwischen dem Laptop des Oberbürgermeisters und dem Beamer des Hotels gelöst war, begrüßte unsere Präsidentin Petra Wüste den Referenten des Abends, Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz offiziell und gab einen Überblick über seine Vita.

Zu Beginn seines Vortrages wies Dr. Kurz auf das Spannungsfeld zwischen der Idee von Stadt und der Idee von Nationalstaat hin. Wenn man Städte als Wohnort von mehr als 200.000 Menschen definiert, dann leben zurzeit ca. 50% der Weltbevölkerung in Städten; bis 2050 werden es wahrscheinlich mehr als 75% sein.

Die kommunale Selbstverwaltung ist im Grundgesetz verankert, in Europa haben 47 Staaten die Europäische Charta der kommunalen Selbstverwaltung ratifiziert.
Städte nutzen ihre Erfahrung in der lokalen Verwaltung, um auf allen Ebenen auf die Politik Einfluss zu nehmen. Dazu gibt es entsprechend Organisationen auf allen Ebenen wie den Städtetag Baden-Württemberg, dessen Präsident seit 2007 Dr. Kurz ist, und den Deutschen Städtetag.

In Entscheidungsprozessen der EU spricht Eurocities, ein informelles Netzwerk größerer europäischer Städte, für die Städte und weltweit sind Städte z.B. im Global Parliament of Mayors organisiert, dessen Vorsitzender Dr. Kurz seit 2019 ist. Auch während der deutschen G 7-Präsidentschaft ist kommunale Selbstverwaltung ein Thema.

Praktische Umsetzung der internationalen Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene sind Städtepartnerschaften, die Mannheim sehr zahlreich pflegt. Städte waren schon immer Treiber von Entwicklungen, auch weil sie eher kosmopolitisch orientiert sind. In Städten wird zurzeit ca. 80% des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Das zieht auch eine Umweltproblematik nach sich. Außerdem erzeugt diese ungleiche Produktivität ungleiche Einkommensverteilung und ungleiche Zugänge zu Ressourcen.

In der Vergangenheit wurden in der Stadt die 4 Aspekte Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit getrennt gesehen und entwickelt. Das führte zwangsläufig zu einem Anwachsen des Individual-Verkehrs. Inzwischen wird eine Durchmischung der Bereiche als erstrebenswerter angesehen.

Der Erhaltung einer lebenswerten und lebensfähigen Stadt dienen auch die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene.

Die Stadt Mannheim hat sich ein „Leitbild Mannheim 2030“ gegeben, mit dem diese Ziele verfolgt werden sollen. In der globalen Zusammenarbeit der Städte z.B. auf dem Gebiet „Kinderfreundliche Städte“ oder in der Klimapolitik, in der Mannheim mit seinem „Local Green Deal“ als Pilotstadt den Europäischen Green Deal umsetzen will, sollen Erfahrungen schneller und direkter ausgetauscht werden.

Auch in Frankreich, das lange stark zentralistisch regiert wurde, erlangen Städte und Regionen mehr Entscheidungsmacht, ihre Position im staatlichen Gefüge wurde in den letzten 30 Jahren deutlich stärker.

Im Anschluss an seinen Vortrag stand der Oberbürgermeister noch für Fragen zur Verfügung. Um 21.15 Uhr konnte unsere Präsidentin nach herzlichem Applaus für den Referenten unseren obligatorischen Schirm überreichen.

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