FUCHS-Förderpreis 2020

Vorstellung der Rheinauschule – SBBZ

Nach dem gemeinsamen Abendessen startete Frau Wildenmann, Schulleiterin der Rheinauschule, ihren Vortrag. Zur Einstimmung zeigte sie uns Bilder, die Schüler der Schule zusammengestellt haben, über die Schule und die Schüler bei verschiedenen Aktivitäten.

2015 wurde das Schulgesetz in Baden-Württemberg geändert. Aus den bisherigen Sonderschulen wurden Sonderpädagogische Bildungszentren (SBBZ). SBBZ gibt es mit elf verschiedenen Förderschwerpunkten, u.a. Hören, Sehen und an der Rheinauschule Lernen. In Mannheim gibt es fünf SBBZ Lernen, zwei im Norden, zwei in der Mitte und eine im Süden, die Rheinauschule. Jede SBBZ ist für bestimmte Stadtteile zuständig. Die Schülerschaft besteht zu ca. 1/3 aus Ausländern, zu mehr als der Hälfte aus Schülern mit Migrationshintergrund und bei ca. 1/3 ist das Jugendamt involviert.

Die Rheinauschule unterrichtet Schülerinnen und Schüler von den Klassen 1 bis 9. Derzeit werden 87 Schüler:innen in acht Klassen betreut. Es gibt nur zwei Erstklässler, die mit den Zweitklässlern in einer Klasse sitzen. Grund für die geringe Schülerzahl in den Klassen 1 und 2 ist, dass die Kinder erst beim Lernen „gescheitert“ sein müssen, bevor sie in das SBBZ aufgenommen werden dürfen. „Scheitern“ heißt z.B. zwei Mal eine Klasse wiederholen.

Lernbehinderung ist eine unsichtbare Behinderung und kann verschiedene Ursachen haben, z.B. bildungsferne Elternhäuser, Eltern mit Drogenproblemen, etc. Allen Kindern gemeinsam ist, dass sie emotional nicht stabil sind. In Baden-Württemberg dürfen Eltern entscheiden, ob ihr Kind in einem SBBZ unterrichtet werden soll oder in der Regelschule im Rahmen der Inklusion. Die Rheinauschule betreut neben den 87 Kindern in der Rheinauschule weitere 70 Kinder im Rahmen der Inklusion an anderen Schulen.

Zu der Rheinauschule gehören derzeit 20 Lehrerinnen und Lehrer. Nicht alle unterrichten an der Rheinauschule. Es sind auch Lehrer delegiert an andere Schulen zur Unterstützung beim Unterricht mit Inklusionsschülern. Neben dem Unterricht bietet die Rheinauschule Beratung und Unterstützung für alle Kinder im Mannheimer Süden mit Problemen beim Lernen und auch für deren Eltern und Lehrer an.

Ziel der Rheinauschule ist es, sich für die Schüler überflüssig zu machen. Sie fördert Aktivitäten und gesellschaftliche Teilhabe durch individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung, Stärkung der sozialen Kompetenz und durch vielfältige zusätzliche Angebote vor allem mit lebenspraktischen Inhalten wie Arbeiten in der Holzwerkstatt, Einkaufen und Kochen, Fahren mit Bus und Bahn oder Erkunden von Freizeitmöglichkeiten.

Ein Wort, das erst einmal negative Assoziationen hervorruft ist „Rückschulung“. Der Vorgang ist aber sehr positiv. Schulintern hat diese Aktion den Namen „Zwischenspurt“ erhalten. Gemeint ist damit, dass Schüler des SBBZ wieder eine allgemeine Schule besuchen. Dazu werden in der 5. Klasse nach einer umfangreichen Lernstandsdiagnostik leistungsstärkere Schüler in Kleingruppen von 3 bis 4 Schülern einmal wöchentlich zusätzlich unterrichtet, hauptsächlich in Englisch, Deutsch und Mathematik. Die Schüler verbringen auch schon Zeit in der Werkrealschule.
Danach gehen diese Schüler in der Werkrealschule (früher Hauptschule) nochmals in die 5. Klasse. Im ersten Halbjahr erhalten die Schüler von Referendaren des SBBZ einmal wöchentlich 90 Minuten zusätzliche Unterstützung. Am Ende des Halbjahres wird entschieden, ob die Schüler in der Werkrealschule bleiben können.
Im 2. Halbjahr erhalten die Schüler einmal wöchentlich 90 Minuten Einzel-Nachhilfe in den Kernfächern. Diese Nachhilfe wird von Studierenden der pädagogischen Hochschule durchgeführt. Die Studierenden erhalten dafür 20,00 Euro pro Sitzung, insgesamt ca. 300,00 Euro pro Jahr. Die Eltern können das in den meisten Fällen nicht bezahlen. Die Mitglieder des Freundeskreises der Rheinauschule rekrutieren sich im Wesentlichen aus den Eltern der Schüler. Die Mittel des Freundeskreises sind daher auch begrenzt.
Insgesamt liegt die Erfolgsquote des Projektes „Zwischenspurt“ bei ca. 75%.

Frau Wildenmann beantwortete alle Zwischenfragen sofort, sodass die Teilnehmer am Ende des Vortrages nur noch herzlich applaudieren konnten. Unsere Präsidentin überreichte den Kiwanis-Schirm und bedankte sich nochmals für den informativen Vortrag.

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